Kinskis exzentrische Villon-Rezitation
Kinski auf seinem Podium Kinski in den 50er Jahren (wahrscheinlich aufgenommen in einer Berliner Kneipe). Meist trug er die Villon-Gedichte barfüßig auf dem Tisch stehend vor.
Eine Freundin schenkte ihm in München zum Abschied ein Buch mit den Balladen von François Villon. Nachdem er es auf der Fahrt nach Berlin gelesen hatte, weiß er jetzt: "Villon, das bin ich!" In Valeska Gerts "Hexenküche" (nach eigenen Angaben zuerst im "Café Melodie" am Kurfürstendamm) spricht er zum ersten mal die Villon-Balladen. Das Publikum ist begeistert. Kinski sammelt mit einer Mütze Geld bei seinen Zuhörern. Studenten schreiben mit farbiger Kreide "Kinski spricht Villon" auf die Fahrbahnen des Kurfürstendamm.
Kinski bespricht mit Valeska Gert einen Villon-Abend in ihrem Kabarett "Hexenküche" in Berlin.
Am 22. Februar 1961 erscheint im "Spiegel" der Artikel "Abende eines Fauns". Es geht um Kinskis Dichterlesungen. Valeska Gert schreibt daraufhin in einem Leserbrief an den "Spiegel" am 8. März 1961:
Das stimmt nicht, daß Kinski zuerst im "Quartier Bohème" rezitierte. Er tat das in meinem Lokal "Hexenküche" in Berlin. Und ich habe ihm überhaupt erst die ganze Idee, zu rezitieren, gegeben. Ich wollte, daß er bei mir auftreten sollte. Er fragte: "Womit?" Ich sagte: "Rezitieren Sie." Er fragte: "Was?" Ich: "Na, zum Beispiel Villon und Rimbaud." Das tat er dann auch, bis ich krank wurde und nicht in mein Lokal kommen konnte. Er schlug in meiner Abwesenheit einen Gast vor den Bauch, man holte die Polizei, Kinski rannte weg, durch die Küche, zertrümmerte die Gläser durch einen Sprung und beschädigte die Mauer. Dann engagierte ihn erst das "Quartier Bohème".
Kinski und Valeska Gert
Kinski in Lumpen

Kinski in Lumpen
fragend...

Kurz vor dem Nervenzusammenbruch? Kinski scheint einen Weinkrampf zu haben...
Auch in diesem bizarren Lumpenkostüm (siehe links) trat Kinski auf, um die Verkommenheit und Verzweiflung des François Villon originalgetreuer darstellen zu können. Und dies ist ihm auf ganzer Linie gelungen. Hört man heute die bebende, zitternde und schluchzende Stimme des Klaus Kinski auf einer der unzähligen Aufnahmen dieser Balladen, so scheint es, als sei Villon auferstanden von den Toten, als fluche und lamentiere er sich aus dem Jenseits zurück in unsere Gegenwart hinein.
Kinski und seine Fans

Kinski und aufgebrachte Fans
PfeilFotos von der Rezitation
aus dem Neuen Testament
Pfeil zurück