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Die Haßliebe Kinski-Herzog

Kurz nach seiner dritten Heirat im Frühsommer 1971 trifft Klaus Kinski Werner Herzog in München. Herzog will Kinski für seinen Film "Aguirre, der Zorn Gottes" casten. Dieser Zeitpunkt markiert den Beginn einer großartigen Zusammenarbeit, eine Art Symbiose der Filmkunst. Für Kinski der Moment der Läuterung seines meist profanen künstlerischen Schaffens. Zum ersten mal seit langem gibt er sein Können für einen anspruchsvollen Film her und es geht ihm diesmal nicht darum, sich für Höchstgebote zu verkaufen. Für Herzog andererseits ist dies der Anfang seines internationalen Ruhms.

Man könnte jedoch sagen, der Begriff Symbiose ist für die Beziehung Kinski-Herzog voreilig gewählt, da beide in den Medien oft als Streithähne auftauchten, die sich eigentlich überhaupt nicht ausstehen können. Dies mag auf den ersten Blick wahr sein. Betrachtet man jedoch die Ergebnisse dieser Teamarbeit, erscheint alles in einem anderen Licht. Da sind zwei Perfektionisten aufeinander getroffen, zwei Genies, die genau wissen was sie können und wollen. Daß es bei einer solchen Verbindung zu persönlichen wie auch professionellen Meinungsverschiednheiten kommt, ist nur verständlich und für das Filmschaffen unerläßlich, ja sogar fruchtbar. Kinskis Wut über Herzog wird bedrückend fühlbar als "Aguirre" und damit verdient sich der Film erst den Untertitel "Der Zorn Gottes".

Die Folgejahre brachten noch vier weitere Filme hervor, die allesamt als Prunkstücke und Meisterwerke des Neuen Deutschen Kinos gelten können. Ein genialer Regisseur hatte seinen Star gefunden. Ein "Weltwunder", durch welches Herzogs brillianten Filmen erst der nötige Glanz verliehen wurde. Die Zusammenarbeit Kinskis mit Herzog trug deshalb nicht unwesentlich dazu bei, daß der deutsche Nachkriegsfilm international wieder seine ihm gebührende Beachtung und Anerkennung fand.

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Kinski & Herzog