Kinski & Herzog
Zur Person Werner Herzog:
Werner Herzog (eigentlich: Werner Stipetic) wurde am 5. September 1942 in München geboren. Seine Eltern lebten in Scheidung. Nach dem Abitur im Jahre 1961 beginnt Herzog ein Studium der Geschichte, Literatur- und Theaterwissenschaft in München. Mit einem Fullbright-Stipendium studiert er kurzfristig Film und Fernsehen an der Duquesne Universität in Pittsburgh. 1966 arbeitet er bei einem TV-Sender im Auftrag der NASA in den USA. Die Filmarbeit erlernt er früh und autodidaktisch. Der erste veröffentlichte Kurzfilm "Herakles" stammt aus dem Jahre 1962. Danach erhält er einige Auszeichnungen und Preise für Drehbücher und Kurzfilme. Mit dem Preisgeld realisiert er weitere Projekte. Für seinen ersten langen Spielfilm "Lebenszeichen" erhält er bei der Berlinale 1968 einen "Silbernen Bären" als Sonderpreis für den besten Debütfilm. In den Folgejahren finanziert er einige Filme wieder durch Preisgelder von kleineren Projekten. Unter anderem entsteht so 1971 sein erster Film mit Klaus Kinski "Aguirre - Der Zorn Gottes". Weitere Preisverdächtige Filme (meist Kurzfilme) folgen, bis er 1978 mit Kinski wieder zwei längere Spielfilme ("Nosferatu" und "Woyzeck") in einem Zug in der damaligen CSSR abdreht. In den Jahren 1982 und 1987 kommt es dann erneut zur Zusammenarbeit mit Klaus Kinski, der als Hauptdarsteller für die Projekte "Fitzcarraldo" und "Cobra Verde" wie geschaffen scheint. Herzog hat an mehr als 40 Filmen mitgearbeitet, meist als Regisseur, oft als Drehbuchautor und Produzent und sogar auch als Schauspieler. Für seine überaus kreative Filmarbeit hat er unzählige Preise gewonnen. Neben dem Filmen ist Werner Herzog ein begeisterter Fußball- und Opern-Fan. Er hat selbst schon Opern in Bayreuth und der Mailänder Scala inszeniert und dirigiert. Außerdem ist er verheiratet und hat einen Sohn.

Pfeilkomplette Filmographie
von Werner Herzog bei IMDB
Herzog 90er Jahre
Herzog heute: Man sieht ihm sein bewegtes, immer vom Perfektionismus getragenes Leben an.


Der Meister und sein Werkzeug
Der Meister bei der Arbeit am Drehort, bewaffnet mit Kamera und Lichtmeßgerät.


Trio infernale
Ein Dreigestirn am Filmhimmel: Isabelle Adjani, Klaus Kinski und Werner Herzog.
Die Beziehung Kinskis zu Werner Herzog ist nicht immer eindeutig. Vor allem Kinski äußert sich mehrmals sehr herablassend und abwertend über den Regisseur. Andererseits gesteht er oft auch eine Art Sympathie und eine gewisse professionelle Freundschaft zu Herzog. Herzog selbst hält sich in der Öffentlichkeit eher bedeckt zum Thema Reibereien mit Kinski. Man hörte ihn bisweilen gar vom "Weltwunder Kinski" reden, was wohl aus dem Grund schlechte Publicity zu vermeiden geschah. Als guter Regisseur konnte er es sich auch nicht erlauben, es sich mit Kinski zu verscherzen und agierte deshalb während den Dreharbeiten vorwiegend nachgiebig, zurückhaltend und den Konsens suchend. Er war aber wahrscheinlich auch der einzige seiner Zunft, der sich nicht jede seiner selbstgeschriebenen Szenen von Kinski "umarbeiten" ließ. Deswegen kann man die Beziehung der beiden nicht treffender als mit dem Begriff "Haßliebe" umschreiben. Ihr haben wir es zu verdanken, daß man Kinski nicht nur bei Kurzauftritten in Trash-Filmchen bewundern kann, sondern auch in anspruchsvollem Kino, in Hauptrollen, die ihm auch heute noch ebenbürtig scheinen.
Kinski beschreibt den ersten Eklat mit Herzog bei dem Dreh zu "Aguirre" detailliert in seinem Buch "Ich brauche Liebe" auf den Seiten 292-296. Auf Seite 293 dann seine persönliche Charakterisierung Herzogs:
"Herzog ist ein miserabler, gehässiger, mißgünstiger, vor Geiz und Geldgier stinkender, bösartiger, sadistischer, verräterischer, erpresserischer, feiger und durch und durch verlogener Mensch. Sein sogenanntes «Talent» ist nichts anderes, als hilflose Kreaturen zu quälen und, wenn nötig, zu Tode zu schinden oder einfach zu ermorden. Niemand und nichts interessiert ihn, als seine jämmerliche Karriere als sogenannter Filmemacher... Er hat vom Filmemachen nicht die geringste Ahnung. Mir Regieanweisungen zu geben, versucht er erst gar nicht mehr. Er hat längst aufgegeben, mich zu fragen, ob ich gewillt bin, seine langweiligen Quatsch-Ideen auszuführen, da ich ihm das Maul verboten habe."
Kinski will Herzogs Blut trinken
Herzog als "Double" für Isabelle Adjani, während er gleichzeitig Kinski seine Vorstellung von der Szene klarmacht.
Dreharbeiten zu "Nosferatu", 1978
Kinski über Herzog bei einem Fernsehauftritt in der Sendung "Auf los geht's los", 1982:
"Vor allem ist Werner Herzog einer der ganz wenigen auf der ganzen Welt, der wahrscheinlich sogar sein Leben geben würde für eine Arbeit, die er angefangen hat... In dem Fall, wo wir das Team wieder waren, das wir vor zehn Jahren waren, wie z.B. sein Kameramann von «Aguirre»... und sein Produktionsleiter, gab es eigentlich keine Frage, sich von irgend einer Schwierigkeit aufhalten oder verwirren zu lassen... Herzog ist, ich brauche hier keine Propaganda für ihn zu machen, daß weiß man auf der ganzen Welt, aber ich sage es, weil es mir selbst eine Genugtuung ist, meine Überzeugung ist: Ich glaube, er ist der einzige auf der ganzen Welt, der keine Tricks braucht... deswegen verstehen wir uns so gut."
Als Kinski bei einem Fernsehauftritt 1985 in der "NDR-Talk Show" gefragt wird, ob er nicht wieder mit Herzog zumsammenarbeiten wolle, antwortet er:
"Ich habe in irgendwelchen Fernsehsendungen, auch in New York, wenn jemand fragte «Was denkst Du über Herzog?» Und da hab ich gesagt - im Amerikanischen kann man das so gut sagen: «He's a pain in the ass!» Das heißt «Schmerz im Arsch» oder weiß ich was. Das heißt, er geht mir auf die Nerven."
Herzog im Würgegriff
Der Streit eskaliert: Herzog wird von Kinski gewürgt.
Dreharbeiten zu "Cobra Verde", 1987
spooky Herzog
Herzog erläutert eine Szene.
Dreharbeiten zu "Nosferatu", 1978
Herzog 1979 über Kinski in "Neuer Filmkurier" Nr. 251 (Neues Filmprogramm Wien):
"Er ist ein Genie. Seine Verrücktheit und seine Ausstrahlung sind einmalig."
Herzog 1987 über Kinski in Steff Gruber's TV-Doku "Herzog in Afrika" (zum Film "Cobra Verde"):
"Wir haben in diesem Jahrhundert vielleicht zwei oder drei Leute gehabt von dem Kaliber Kinskis. Es gibt niemand anderen, er ist ein Weltwunder, und dieses Weltwunder kann jetzt noch einmal besichtigt werden."
Die "Früchte des Zorns"
Filmtitel (original)

Filmtitel (fremdsprachige)

Rolle Datum

Aguirre, der Zorn Gottes
BRD 1972
Aguirre: The Wrath Of God / Aguirre la colère de Dieu / Aguirre, la ira de Dios / Aguirre, furore di Dio Don Lope de Aguirre
Anm.: Kinski wurde in der deutschen Fassung von Gerd Martienzen synchronisiert.
29.12. 1972
Nosferatu - Phantom der Nacht
BRD / FR 1978
Nosferatu, fantôme de la nuit / Nosferatu The Vampyre / Nosferatu - o vampiro da noite Graf Dracula, "Nosferatu"
Anm.: Kinski übernahm die deutsche, italienische und französische Synchronisation seiner Rolle selbst.
17.01. 1979
(23.02. 1979)
Woyzeck
BRD 1978
Woyzzeck Franz Woyzeck 22.05. 1979
(25.05. 1979)
Fitzcarraldo
BRD 1981
- Brian Sweeney Fitzgerald alias Fitzcarraldo ("Fitz")
Anm.: Kinski übernahm die deutsche Synchronisation seiner Rolle selbst.
04.03. 1982
Cobra Verde
BRD 1987
Slave Coast Francisco Manoel da Silva
Anm.: Kinski wurde in der deutschen Fassung von Fred Maire synchronisiert.
03.12. 1987
Alle Angaben wurden der bei Internet Movie Database erhältlichen Filmographie Kinskis entnommen. Die Informationen aus den Biographien von Phillipe Setbon und Georg Wend ergänzten dabei die Angaben.
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